Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen
Gottfried August Bürger
  
Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu 
Zerrollen mich dein Wagenrad, 
Zerschlagen darf dein Roß? 
 
Wer bist du, Fürst, daß in mein Fleisch 
Dein Freund, dein Jagdhund, ungebleut 
Darf Klau und Rachen haun? 
 
Wer bist du, daß durch Saat und Forst 
Das Hurra deiner Jagd mich treibt, 
Entatmet wie das Wild? - 
 
Die Saat, so deine Jagd zertritt, 
Was Roß und Hund und du verschlingst, 
Das Brot, du Fürst, ist mein. 
 
Du Fürst hast nicht bei Egg und Pflug, 
Hast nicht den Erntetag durchschwitzt. 
Mein, mein ist Fleiß und Brot! - 
 
Ha! du wärst Obrigkeit von Gott? 
Gott spendet Segen aus; du raubst! 
Du nicht von Gott, Tyrann!
  1773
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