Balladen und Gedichte Songtexte und Volkslieder Wissen und Forschung Suche und Links
Autoren
Themen
Länder

Arndt, Ernst Moritz
Arnim, Achim von
Brentano, Clemens
Browning, Robert
Busch, Wilhelm
Bürger, Gottfried August
Chamisso, Adelbert von
Droste-Hülshoff, Annette von
Eichendorff, Joseph von
Ernst, Otto
Fontane, Theodor
Gerhardt, Paul
Goethe, Johann Wolfgang von
Grillparzer, Franz
Hagedorn, Friedrich von
Hebbel, Friedrich
Heine, Heinrich
Herder, Johann Gottfried von
Hofmannsthal, Hugo von
Housman, A.E.
Hölty, Ludwig Heinrich Christoph
Keats, John
Keller, Gottfried
Kraus, Karl
Liliencron, Detlev von
Meyer, Conrad Ferdinand
Münchhausen, Börries Frhr. von
Mörike, Eduard
Ringelnatz, Joachim
Schiller, Friedrich
Storm, Theodor
Uhland, Ludwig
Weckherlin, Georg Rodolf
Zur�ck zu den Suchergebnissen

Hymnus an die Morgensonne

Ludwig Heinrich Christoph Hölty

Dämmrung kleidet den Hayn in ihr graues Gewand,
Und die Kerzen der Nacht, die den Himmel beglänzt,
Legen den Schleyer an, den der kommende Tag
Rings um alle Gestirne webt.

Schweigen herrschet umher, nur posaunet der Hahn
Seinen Morgengesang, und erwecket das Dorf,
Und erwecket den Tag, der sein graulichtes Aug
Schon allmählig zu öffnen beginnt.

Welche Nymphe besteigt itzt das rothe Gewölk,
Mit der Krone von Gold? Rosen bekränzen ihr Haar,
Wo die Göttliche geht, keimen Blumen hervor,
Füllen Balsamgerüche die Luft.

Sie bemahlet den Ost. Ists Aurora? Sie ists,
Sie, die Bothin des Tags! Freude tanzet ihr vor,
Heller wirbelt der Hayn, lauter gurgelt der Bach,
Durchs Gewinde des Veilchenthals.

Sie bestreuet die Bahn, welche die Sonne betritt,
Schon mit röthlichten und mit goldenen
Blumen, wandelt voran, mit dem Körbchen am Arm,
Den ihr Flora mit Rosen gefüllt.

Sonne, was harrest du? Wandle der Schwester nach,
Die ihr Körbchen bereits ganz von Blumen geleert,
Geh aus deinem Gezelt, Mutter des Tags! hervor,
Und befunkle den Silberbach.

Sie zerreißet den Schleyr, der ihr Auge verhüllt,
Zeigt die blitzende Stirn, hebt ihr funkelndes Haupt,
Welches die goldenen Locken umfliegen, empor,
Blicket Munterkeit über die Flur.

Heil dir, Mutter des Lichts! Sie beschimmert den Hayn,
Der, am Fittig des Winds, auf dem Gebirge nickt,
Prägt ihr lachendes Bild in den Spiegel des Bachs,
Röthet die Busen des Blumenvolks.

Wie der Puls der Natur itzt so jugendlich klopft!
Wie des Waldes Musik von den Wipfeln ertönt!
Wie die Blume stolziert, und ihr seidenes Kleid
In vergoldeten Purpur taucht!

Durch dein Lächeln erweckt, Wolkenbewandlerin!
Schreitet der rege Fleiß durch das Aehrengefild,
Mengt das Sichelgeräusch, und ein fröhliges Lied,
In das Morgengeflüster des Hayns.

Langsam wandelt der Hirt, und der Schäfer aufs Feld,
Über den Morgenthau, welcher den Blumen entrollt,
Spielt auf seiner Schalmey süße Zufriedenheit,
Und begrüßet den jungen Tag.

Fröhlich steht er am Bach. Um ihn tanzet die Ruh
Durch der Blumen Gewühl, hüpfet im Sonnenschein
Jedes zitternde Blat, welches Entzückung spricht,
Flüstert Vergnügen in seine Brust.

Wär ich Schäfer, wie er! könnt ich am Bache ruhn,
Wenn die Sonne dem Schoos rother Wogen entsteigt,
Und ihr funkelndes Bild in den Wellchen des Bachs,
In den Perlen der Wiese sehn!

Dir, o Mutter Natur, klänge mein Harfenspiel!
Seeliger wär ich dann, als ein Harpagon ist,
Dem ein Kasten voll Gold, und ein Busen voll Sturm,
Vom Geschicke zum Loose fiel.




Ludwig Heinrich Christoph Hölty

Biographie

Balladen und Gedichte
Acktaeon
Adelstan und Röschen
An Daphnens Kanarienvogel
An den Abendstern
An die platonische Liebe
An eine Tabakspfeife
Apoll und Daphne
Die Knabenzeit
Die Nonne
Elegie auf einen Stadtkirchhof
Hymnus an den Mond
Hymnus an die Morgensonne
Leander und Ismene
Lebenspflichten
Lob der Gottheit
Maylied
Maylied
Todtengräberlied
Üb' immer Treu und Redlichkeit
Impressum   Kontakt




Magento Freelancer aus Köln Balladen.de - Startseite