Balladen und Gedichte Songtexte und Volkslieder Wissen und Forschung Suche und Links
Autoren
Themen
Länder

Arndt, Ernst Moritz
Arnim, Achim von
Brentano, Clemens
Browning, Robert
Busch, Wilhelm
Bürger, Gottfried August
Chamisso, Adelbert von
Droste-Hülshoff, Annette von
Eichendorff, Joseph von
Ernst, Otto
Fontane, Theodor
Gerhardt, Paul
Goethe, Johann Wolfgang von
Grillparzer, Franz
Hagedorn, Friedrich von
Hebbel, Friedrich
Heine, Heinrich
Herder, Johann Gottfried von
Hofmannsthal, Hugo von
Housman, A.E.
Hölty, Ludwig Heinrich Christoph
Keats, John
Keller, Gottfried
Kraus, Karl
Liliencron, Detlev von
Meyer, Conrad Ferdinand
Münchhausen, Börries Frhr. von
Mörike, Eduard
Ringelnatz, Joachim
Schiller, Friedrich
Storm, Theodor
Uhland, Ludwig
Weckherlin, Georg Rodolf
Zur�ck zu den Suchergebnissen

Vier Jugendfreunde

Gottfried Keller

1.

Du, der so lang im Herzen mich geborgen,
Mit allen meinen grämlichen Gebrechen,
Mit meinen hastig immer neuen Schwächen,
Mit allen meinen wunderlichen Sorgen,

Die Hand vergessend botest jeden Morgen,
Wenn ich die Nacht vorher mit blindem Stechen,
Mit ungerechtem oder bittrem Sprechen
Dir schnitt ins Herz, so treu und unverborgen;

Nicht um zu spähn nach Tadel oder Lobe,
Will ich dir diese Lieder übersenden,
Eh' unsre Jugendtage ganz erblassen:

Nein, nur zur letzten schwersten Freundesprobe!
Ich muss mich gegen deinen Glauben wenden -
Wirst du mich darum endlich doch verlassen?

2.

Ich sehe dich mit lässig sichrer Hand
Die Schulterlinien einer Göttin schreiben,
Dazu den Hohn um deine Lippen treiben:
"'s ist nichts dahinter!" oder "eitler Tand!"

Seh' dich zuhinterst an der Schenke Wand
Bis Mitternacht bei den Gesellen bleiben;
Dein Schwarzaug' sucht des Witzes breite Scheiben,
Jedoch dein schöner Mund des Bechers Rand.

Du schlenderst heim, ein leichtes Liedchen pfeifend,
Drückst in die Kissen deine dunklen Locken,
Bald steigt im Traum dir neuer Schwank empor.

Zeigt er dir mich, in wachen Träumen schweifend,
Begeistert über hundert Bücher hocken?
Schon schwirrt dein Traumgelächter mir im Ohr!

3.

Da liegt vor mir dein unglücksel'ger Brief,
Und weder Rat, noch Hilfe seh' ich winken;
Schwer ist das Aufstehen wohl nach solchem Sinken,
Du aber, Freund, du sankest fast zu tief!

Der Lenz, der dich von Blum' zu Blume rief.
Erloschen ist jetzt seiner Sonne Blinken;
Den du so sinnlos hastig musstest trinken,
Siehst du, was auf des Bechers Grunde schlief?

Ich aber steh' in Ohnmacht, in der Ferne,
Und fluch' der Kraft, die dich von mir getrieben,
Die nur zu wirren weiss und nie zu lösen.

Am Ende preis' ich meine dürft'gen Sterne;
Im Guten träge und zu blöd im Bösen,
Bin ich ein stilles Kind im Land geblieben!

4.

Ans Fenster schlägt ein unerschöpfter Regen,
Her rauscht die Mitternacht auf feuchten Schwingen,
Und mit dem Dunkel muss das Lämplein ringen -
Wie bin ich müd, ich will zu Bett mich legen!

Was sinn' ich noch zu meinem Abendsegen? -
In meinem Ohre summt ein leises Klingen
Und widerhallet ein verschollnes Singen:
Mein denket einer auf entfernten Wegen.

Bist du's, o Freund? Auch ich gedenke dein!
Sei mir gegrüsst im unsichtbaren Raume
Nach Jahren voll Vergessenheit und Leiden!

Bei unsrer Jugend bleichem Sternenschein
Sehn wir uns flüchtig fragend an im Traume,
Um wieder lang, auf immer wohl zu scheiden.




Gottfried Keller

Biographie

Balladen und Gedichte
Abendlied
Aktäon
An Heinrich von Reder
Clemens Brentano, Kerner und Genossen
Da hab' ich gar die Rose
Das Köhlerweib ist trunken
Der Narr des Grafen von Zimmern
Die Zeit geht nicht
Ein Schwurgedicht
Has von Überlingen
Justinus Kerner
Poetentod
Scheiden und Meiden
Schifferliedchen
Sommernacht
Tod und Dichter
Vier Jugendfreunde
Impressum   Kontakt




Magento Freelancer aus Köln Balladen.de - Startseite