Balladen und Gedichte Songtexte und Volkslieder Wissen und Forschung Suche und Links
Autoren
Themen
Länder

.Aphorismen
.Aufsätze
.Erzählungen
Das Unheimliche
Einsamkeit und Fernweh
Freundschaft
Krieg und Feindschaft
Lebensaufgaben und Selbstfindung
Liebe und Romantik
Machtmißbrauch, unrechtes Handeln
Mut und Wagnis
Natur
Religion und Götter
Soziale Not und Armut
Tod
Versuchung und Verführung
Wanderschaft und Reisen

Am Bodensee

Annette von Droste-Hülshoff

Über Gelände, matt gedehnt,
Hat Nebelhauch sich wimmelnd gelegt,
Müde, müde die Luft am Strande stöhnt,
Wie ein Roß, das den schlafenden Reiter trägt;
Im Fischerhause kein Lämpchen brennt,
Im öden Thurme kein Heimchen schrillt,
Nur langsam rollend der Pulsschlag schwillt
In dem zitternden Element.

Ich hör' es wühlen am feuchten Strand,
Mir unter'm Fuße es wühlen fort,
Die Kiesel knistern, es rauscht der Sand,
Und Stein an Stein entbröckelt dem Bord.
An meiner Sohle zerfährt der Schaum,
Eine Stimme klaget im hohlen Grund,
Gedämpft, mit halbgeschlossenem Mund,
Wie des grollenden Wetters Traum.

Ich beuge lauschend am Thurme her,
Sprühregenflitter fahrt in die Höh',
Ha, meine Locke ist feucht und schwer!
Was treibst du denn, unruhiger See?
Kann dir der heilige Schlaf nicht nahn?
Doch nein, du schläfst, ich seh' es genau,
Dein Auge decket die Wimper grau,
Am Ufer schlummert der Kahn.

Hast du so Vieles, so Vieles erlebt,
Daß dir im Traume es kehren muß,
Daß deine gleißende Nerv' erbebt,
Naht ihr am Strand eines Menschen Fuß?
Dahin, dahin! die einst so gesund,
So reich und mächtig, so arm und klein,
Und nur ihr flüchtiger Spiegelschein
Liegt zerflossen auf deinem Grund.

Der Ritter, so aus der Burg hervor
Vom Hange trabte in aller Früh;
- Jetzt nickt die Esche vom grauen Thor,
Am Zwinger zeichnet die Mylady. -
Das arme Mütterlein, das gebleicht
Sein Leichenhemde den Strand entlang,
Der Kranke, der seinen letzten Gang
An deinem Borde gekeucht;

Das spielende Kind, das neckend hier
Sein Schneckenhäuschen geschleudert hat,
Die glühende Braut, die lächelnd dir
Von der Ringelblume gab Blatt um Blatt;
Der Sänger, der mit trunkenem Aug'
Das Metrum geplätschert in deiner Flut,
Der Pilger, so am Gesteine geruht,
Sie Alle dahin wie Rauch!

Bist du so fromm, alte Wasserfey,
Hältst nur umschlungen, läßt nimmer los?
Hat sich aus dem Gebirge die Treu'
Geflüchtet in deinen heiligen Schoos?
O, schau mich an! ich zergeh' wie Schaum,
Wenn aus dem Grabe die Distel quillt,
Dann zuckt mein längst zerfallenes Bild
Wohl einmal durch deinen Traum!




Balladen und Gedichte
's ist Mitternacht
Am Bodensee
Belsazar
Das alte Schloß
Das Fräulein von Rodenschild
Das Kind am Brunnen
Das öde Haus
Der 6. November 1632
Der Blitzzug
Der Erlkönig
Der Feuerreiter
Der Fundator
Der Gefangene
Der Graue
Der Knabe im Moor
Der Schatten
Der Schatzgräber
Der Schloßelf
Der Teetisch
Der Todesengel
Der Totentanz
Der untreue Knabe
Der Zauberlehrling
Die Braut von Korinth
Die Brücke am Tay
Die Geister am Mummelsee
Die Geisterkelter
Die Schmiede
Die Vendetta
Die Zauberin im Walde
Die zauberische Venus
Ein Traum von großer Magie
Erlkönigs Tochter
Für mich...
Leander und Ismene
Lenore
Lore Lay
Meister Gerhard von Köln
Silvesternacht
Traumbild Nr. 8
Vater und Sohn
Verwunschen
Waldgespräch
Impressum   Kontakt




Magento Freelancer aus Köln Balladen.de - Startseite