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Geschichte der Ballade

Heldenlied
Das Heldenlied ist die früheste deutsche Ballade. Oftmals wird die Anwendung des Begriffs "Ballade" auf Heldenlieder kritisiert und eher die Volksballade als älteste Form der Ballade betrachtet. Heldenlieder sind in vorliterarischer Zeit entstanden, vom 4. - 8. Jahrhundert, der sogenannten "Reckenzeit". Das einzige Heldenlied, welches in Deutschland erhalten und um 800 von zwei Mönchen in Fulda niedergeschrieben wurde, ist das "Hildebrandslied". Heldenlieder sind Produkte der germanischen Völkerwanderung und in mehr oder weniger allen germanischen Stämmen vorhanden. Daher haben Heldenlieder auch Völkerschicksale der Völkerwanderung zum Thema. Das dramatische Element wird oft durch Dialoge erzeugt, lyrisch sind sie von einem starken Rhythmus durch stabreimende Langzeilen (strphisch ungleich oder strophische Gliederung) bestimmt. Es wird angenommen, dass die Heldenlieder mit Harfenbegleitung vorgetragen wurden.

Volksballade
Der Begriff Volksballade wurde geprägt, um die erzählenden Gedichte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit von der Kunstballade des 18. und 19. Jahrhunderts abzugrenzen. Die Blütezeit der Volksballade liegt im 15. und 16. Jahrhundert. Unter einer Volksballade versteht man ein episches, strophisches mit Endreimen versehenes Gedicht. Der Verfasser ist unbekannt. Die Volksballade wurde tatsächlich meist gesungen, als Strophenlied mit Refrain. Daher sind auch zu einigen dieser Balladen die Melodien überliefert. Man spricht von Volksballaden, da diese Lieder in breiten Schichten des Volkes vorgetragen wurden. Volksballaden sind daher überwiegend mündlich überliefert. Einige Balladen durchlaufen daher mit der Zeit inhaltliche Veränderungen, so variiert z.B. der Name des Helden oder der Orte. Im Unterschied zum Heldenlied oder zum Minnegesang ist die Volksballde nicht auf eine kleine Oberschicht als Publikum beschränkt geblieben. Als Verfasser werden Spielleute angenommen. Volksballaden existieren in Gesamteuropa, in der Volksballadenforschung spricht man daher von "Gemeinschaftsmotiven", da viele Stoffe verfügbar sind, über Schicht- und Kultur- und Sprachgrenzen hinweg. Ausgegangen wird von sieben europäischen "Balladenlandschaften" (Erich Seemann): der skandinavischen, englischen, deutschen, romanischen, balkanischen, westslavischen und der großrussischen Balladenlandschaft. Als häufigste Strophenform hat sich der Vierzeiler durchgesetzt. Paarreime und Kreuzreime sind häufig. Die Syntax der Volksballade ist einfach (überwiegend Parallelismus), sie zeichnet sich zudem durch eine Vielzahl von Adjektiven aus. Beispiel für Volksballaden im deutschen Raum ist die Ballade von den zwei Königskindern "Et wasen twei Kunnigeskinner" oder die Ballade von "Lilofee". Nach der Blütezeit der Volksballade im 15./16. Jahrhundert nehmen diese Dichtungen ab. Es entstehen Räuber-, Schauer- und sentimentale Liebesballaden und schließlich die Moritaten des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Kunstballade
Die deutsche Kunstballade ist unmittelbar mit dem Namen Bürgers verknüpft. Seine Ballade "Leonore" entstand im Jahr 1773. Diese Ballade beeinflußte die Manifestierung der Gattung "Kunstballade" in ganz Europa. Erklärt wird dieser Erfolg mit der Phase der geistigen Neuorientierung in Europa, die man geistesgeschichtlich mit dem Begriff "Irrationalismus" umschreibt (z.B. Herder). In Deutschland war dies die Epoche des Sturm und Drang. Herder hat die Natur des Menschen neu betrachtet, die Sprache, Geist und die Literatur des Menschen sollten zu seinen natürlichen Ursprüngen zurückgeführt werden, Denken und Fühlen eine ursprüngliche Einheit bilden. Der Naturbegriff war daher zentral beeinflußte die Gattung der Ballade hin zur Naturdichtung, weg von der Volksdichtung. Höhepunkte der Kunstballade findet man bei Goethe und Möricke. Im 19. und 20. Jahrhundert gehören zur Kunstballade außerdem Werke von Uhland, Chamisso, Heine, Droste-Hülshoff, Meyer, Fontane, Liliencron, Münchhausen und Brecht.

Innerhalb der Kunstballade existieren drei Balladentypen.

  • Numinose Ballade (auch Geister- oder Ideenballade), die nochmals unterteilt wird in
    naturmagische (z.B. Goethes Erlkönig)
    totenmagisch (z.B. Leonore von Bürger)
    Spuk/Geister (z.B. Der Totentanz von Goethe)
    Traum (z.B. Der Heidenknabe von Hebbel)
    Sage/Mythos (z.B. Die Nibelungen von Miegel)
    Geschichte (z.B. Belsazar von Heine)
    Gegenwart (z.B. Die Brücke am Tay von Fontane)

  • Ideenballade (z.B. Der Taucher, Die Bürgschaft, der Handschuh von Schiller oder Die Füße im Feuer von C.F. Meyer)

  • Erzählgedichte, die nochmals unterteilt werden in:
    soziale Ballade (z.B. Die alte Waschfrau von Chamisso)
    humoristische Ballade (z.B. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland von Fontane)
    engagiertes Erzählgedicht (hier v.a. Brecht, Grass, Härtling, Meckel u.a.)




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